Tag 1 in Schottland
Das Wetter und/oder wir!
Es regnet, und regnet, und regnet,... Widi versucht geschlagene
vier Stunden lang, mir weiszumachen, daß es gleich aufreißen
würde. Ich glaub´s nicht- und das Wetter auch nicht!
Aus der Langeweile heraus trage ich in unser Reisetagebuch
unsere neuesten Erlebnisse und Erkenntnisse ein, während Widi
vor unserem Zelt eine Spülmaschine bastelt.

So, hat ja alles keinen Sinn mehr! Man kann ja nicht tagelang im
Zelt hocken, bloß weil´s regnet. Also erkunden wir die Gegend
auf den Spuren von Braveheart, und sehen uns das Battlefield
von Bannockburn an, das danebenliegende Visitor´s Centre und
gehen tanken. Danach natürlich zurück ins Zelt und Route für den
nächsten Tag planen.
Tag 2 Schottland
Ziel: Lochgilphead
Nach dem Verfrühstücken der Reste und einer Katzenwäsche
führten uns unsere Mopeds an den Loch Lommond. Dort
versuchte man die legendären Fish und Chips. Aufgrund der
vehementen Touristenströme (schließlich regnete es mal
gerade nicht) war dieser Ort aber keinen längeren Aufenthalt
wert, und so zog man ohne ein einziges Foto vom Loch
Lommond weiter.
Die Tour führte über Tarbet, Arrochar und Cairndow in
Gebiete, in denen wir oft anhalten mussten, um die Schönheit
der Natur zu bestaunen. Eigentlich hatten wir unseren
nächsten Stopp in Inverary geplant. Das ist ein kleines
Touristendorf mit einem historischen "Jail". Zwei Fakten
hielten uns jedoch davon ab, uns hier niederzulassen:
1. der Campingplatz war ziemlich teuer (selbst für schottische
Verhältnisse)
2. der Weg vom Campingplatz bis zum nächsten Pub war uns
viiiiiel zu weit.
Wir entschlossen uns also für´s weiterfahren.
Eine scheinbar endlose Strecke durch dichte Wälder mit
vielen Kurven führte uns schließlich am Loch Fyne entlang
nach Lochgilphead, wo nicht weit vom Ortskern ein schöner
Campingplatz lag. Wir schlugen unser Lager auf und
versuchten, unsere Einkäufe zu erledigen. Bei diesem
Versuch entdeckten wir ein neues Kapitel auf unserer Reise:
Der schottische Spar Markt
Ja, das gibt´s in Schottland wirklich!
Wir entdeckten etwas Fleischiges, das ganz annehmbar war, wollten aber noch einen Salat dazu. Eine
normale Gemüsetheke gab´s nicht, aber ein Büffet, an dem man seinen Salat selbst zusammenstellen
und ein Dressing dazu aussuchen konnte. Es ist im Allgemeinen wohl eher selten, daß man von der
Verkäuferin, die den Salat in kleine Plastikschälchen packt, Gurken- und Tomatenscheiben einzeln
vorgezählt bekommt (damit auch ja in beiden Päckchen das selbe drin ist), und die dann höchst
verwundert reagiert, wenn man nach jedem Stück Tomate und Gurke bittet:"Noch eins, bitte!"
Bis heute sind wir uns nicht ganz sicher, was wir da eingekauft hatten. Das Fleisch muss wohl Huhn
gewesen sein mit einer Füllung, die wir nicht definieren konnten. Jedenfalls wurde es in der Pfanne
rabenschwarz, während die Füllung kalt und roh blieb. Aber geschmeckt hat´s eigentlich!
Aber bei einem Preis von 12 Pfund für 2 Salate, 2 undefinierbare Fleischstückchen, 2 Päckchen
Zigaretten und eine Flasche Wasser muss es ja auch schließlich schmecken!
Es wird wohl so schnell nicht mehr passieren, daß ein gewisser Bartträger seine Frau für verrückt
erklärt, weil sie vor der Reise 1500 DM allein für Nahrungsmittel einkalkuliert.

An diesem Tag sollten wir aber noch ganz andere Erfahrungen machen, z.B. wie es in einem
schottischen Pub zugeht!


Pubbesuch in "The Comm"

Eine typische Arbeiterkneipe, es fehlt das urtypisch Gemütliche. Popmusik dröhnt aus der
Stereoanlage, die stellt der Barkeeper jedoch schon nach kurzer Zeit ab. Wir trinken in Ruhe ein
Bierchen und lauschen, was die fünf Männer so zu erzählen haben, mischen uns aber ins Gespräch
nicht ein.
Es gibt nur eine Toilette, und als Mara von ihrer vergeblichen Suche nach der Damentoilette verwirrt,
aber erleichtert, zurückkehrt, rennt sie ein nicht mehr ganz nüchterner Schotte um.
Der lacht, und beginnt zu reden und zu reden und zu reden... bis sie ihn stoppt:
" Könntest Du bitte etwas langsamer sprechen? Weißt Du, ich komme aus Deutschland und verstehe
Dich sonst nicht so gut."
Tränen treten in die Augen des Schotten, und ehe Mara weiß, wie ihr geschieht, hat er sie im Arm und
ist der glücklichste Mensch auf Erden. Aber dann fällt es ihm siedendheiß ein:"Bist Du alleine hier, hast
Du einen Mann bei Dir?" Mara deutet durch die Glasscheibe der Gaststube auf Widi.
"Ah, der dort, der eine Rasur nötig hat!?!" Mara nickt. "Erzähl dem bloß nicht, daß ich Dich geknuddelt
hab´", meint er, rückt sich zurecht und setzt seine Reise zur Toilette fort.
Im Laufe des Abends erfahren wir noch, daß der Barkeeper mal zum Barman of the year 1991 gekürt
wurde (was bis zu diesem Zeitpunkt nicht einmal seine Stammgäste wussten), daß einer der Gäste
einen Schwager hat, der mal in Deutschland war und den der Rechtsverkehr völlig wahnsinnig gemacht
hat (können wir auch gut verstehen), und daß es in der Nähe einen Militärflugplatz gebe, und daß hier
auch schon einmal ein Hubschrauber abgestürzt wäre- das gebe es nämlich nicht nur bei Mull of Kintyre.
Jedenfalls hätten wir unsere Bemühungen, einen guten Eindruck zu hinterlassen, auch mit einem Satz
erledigen können, der erst ganz zum Schluss in Bezug auf den schottischen Dialekt von uns kam :
"It´s scottish language, not bad English!"


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